26 ALMLIEBE mama bavaria nimmt die frauenquote selbst in die hand Almliebe-Talk: Die bayerische Kabarettistin Luise Kinseher im Interview Auch nach ihrer Paraderolle als Mama Bavaria am Münchner Nockherberg lässt die niederbaye rische Schauspielerin und Kabarettistin Luise Kinseher nicht nach. Im Gegenteil: mit ihrem eigenen Talk-Format „dreizueins“ im BR zeigt sie den Männern, wie lustig und schlagfertig Frauen sein können. Im Interview verrät sie, wer sie auf ihrem steilen Karriereweg begleitet hat und warum der Niederbayern an sich immer drei Mal ums Eck denkt. Frau Kinseher, wenn man sich Ihren Lebenslauf so anschaut, dann scheinen Sie ungewöhnlich zielstrebig auf den Beruf der Kabarettistin zugesteuert zu sein. Kann man so eine Karriere auf der Bühne planen? Das schaut nur so aus. Germanistik hab‘ ich studiert, weil ich immer gerne gelesen hab. Aber ich hab‘ lang nicht gewusst, was ich be- ruflich machen will. Während des Studiums in München hab‘ ich im Fraunhofer Theater be- dient. Und dort bin ich zum ersten Mal in Be- rührung gekommen mit Kabarett und mit Sigi Zimmerschied. Aber dann sind viele glückliche Fügungen und vielerlei Aspekte zusammenge- kommen, die mich dahin gebracht haben, wo ich heute stehe. War Sigi Zimmerschied von da an eine Leitfigur, ein Vorbild für Sie? Sie haben ja sogar ihre Magisterarbeit über ihn geschrieben... Zimmerschied ist natürlich eine sehr wichtige Figur, vor allem in der bayerischen Kabarett- Szene. Er war nie Mainstream, immer streitbar, hat immer neue Wege beschritten. Er ist ein Künstler, der sich auch nie ausruht auf seinem Erfolg. Er hat so eine Absolutheit, eine Unbe- dingtheit. Er muss das einfach machen. Und das ist bei mir auch so. Insofern war er sicher ein Vorbild, ja. Liegt den Niederbayern das Kabarett im Blut? Zimmerschied ist ja Niederbayer, Bruno Jonas, Ottfried Fischer und auch Sie sind in Geiselhöring aufgewachsen.... Die Gegend, wo ich aufgewachsen bin, hat mit Kabarett nicht viel zu tun. Bei Jonas und Zim- merschied war das anders. Das war eine Gene- ration vor mir. Und in den 70ern und 80ern war Revoltieren ja in Mode, es gab auch viel Grund „Die Alm war und ist für uns Frauen ein Ort der Freiheit.“ Humor ist dann sehr trocken und unvermittelt. Gerade im Solo- Kabarett ist es so, dass sich die Persönlichkeit nicht trennen lässt vom Pro- gramm. Insofern spielt die Herkunft immer auch eine Rolle. Waren Sie auch schon als Kind so lustig? Ich hab‘ schon öfter Geschichten erzählt am Gymnasium, war aber ansonsten eher schüch- tern. Ich wollte eigentlich gern in die Theater- gruppe, aber es hat mich halt keiner gefragt. Das Zurückhaltende war eher anerzogen. Das Selbstbewusstsein ist erst mit der Zeit gewach- sen. Ich hatte viele Selbstzweifel und habe im- mer wieder hart an mir selbst gearbeitet. Jetzt haut mich einfach so schnell nix mehr um nach 30 Jahren Bühnenerfahrung.l Aber wie wird man als schüchternes Mädel vom Land dann zur gefeierten, ausgezeichneten Kabarettistin? Es gab von Anfang an wichtige Personen in meiner Karriere. Reinhold von Grafenstein hat- te einen Theaterverlag. Dort hab‘ ich als junge Studentin ein Praktikum gemacht. Er hat das Talent erkannt, das irgendwo in mir schlummer- te und war fortan ein wichtiger Mentor und För- derer. Dann natürlich Georg Maier von der Iberl- Bühne, der mich als völlig unerfahrene Person vom Fleck weg als Schauspielerin engagierte. Und nicht zu vergessen Regisseur Franz Xaver Bogner, der mir die Fernsehwelt eröffnet hat. zu rebellieren. Gerade in Passau gab es enge Verflechtungen zwischen CSU und Kirche, der Dom hat die jungen Leute fast erdrückt dort. Dann haben sie angefangen, was zu machen, Strukturen aufzubrechen. Und das hat funktio- niert. Bei mir war das nicht so, ich musste nicht ausbrechen. Aber ist es dann der ganz eigene Humor, der die niederbayerischen Kabarettisten so erfolgreich macht? Der Dialekt bringt einen gewissen Humor mit ins Kabarett, und das ist auch gut so. Vielleicht ist es auch eine gewisse Lust an der Theat- ralik wie sie in der katholischen Messe zeleb- riert wird. Der Niederbayer ist außerdem dafür bekannt, dass er drei Mal ums Eck denkt und eine gewisse Wortkargheit mit sich bringt. Der