Ganz in Schwarz: Heiraten in Tracht wie Anno Domini

Hochzeit von Hanna Scholl und Fritz Müller, Oberstdorf, 1920er Jahre. 
Die Braut trägt historische Trachtenteile, auf der Frisur einen Brautkranz, alle anderen tragen Gebirgstracht.

Lange Zeit wurde in Bayern in Schwarz geheiratet. Schuld daran waren die Spanier, schreibt die Trachtenkultur-Beraterin Monika Hoede: „Trendsetter der Mode war schon immer die Prominenz. Seit Spanien als Weltmacht im 16. Jahrhundert schwarze strenge Kleidung am Hofe einführte, ist Schwarz aus der festlichen Kirchgangskleidung nicht mehr wegzudenken.“

Stoffe schwarz zu färben, war damals noch eine teure Kunst, bis zum Übergang von der pflanzlichen zur synthetischen und somit haltbaren und bezahlbaren Farbherstellung im 19. Jahrhundert. Schwarz als Modefarbe auch außerhalb der festlichen Anlässe wurde damit erschwinglich. Und Schwarz blieb vor allem bei der ländlichen, bürgerlichen Gesellschaft der Standard beim Heiraten. Das „Ehrenkleid“ wurde samt der Aussteuer neu angefertigt und sollte die Frauen dann ein Leben lang begleiten bei allen hohen Feiertagen. Nur Wohlhabendere konnten sich ein weißes, nur einmalig getragenes Kleid leisten.

Die bürgerliche Mitte musste vor allem auch darauf achten, dass das Kleid praktisch war. Das Mieder war geschnürt und konnte in der Weite mitwachsen. Oft waren Mieder auch ein paar Zentimeter kürzer, sodass eine Schwangerschaft wunderbar Platz darunter hatte. Die Schürzen verdeckten den offenen Rockschlitz und waren wesentlich breiter als die modischen Tändelschürzen, sie verdeckten oft den gesamten Rock. Die weiteren modischen Elemente der Trachten zeigen auch, dass sie eher der Haus- und Freizeitkleidung entstammen. Beim Gang außer Haus wurde die Dame von Welt von ihrer Haushälterin aufwändig angelegt. 

So wandeln sich Ansprüche und Vorlieben. 2022 wird das Dirndl fast ausschließlich zu festlichen Anlässen getragen. Und gerne auch wieder zu Hochzeiten, wenn auch nicht mehr in Schwarz, sondern in zarten Pastellfarben.

Zu den Hochzeits Dirndl