Trachten Trends H/W 23: Der Gipfel der Tradition!

Trend-Talk zur Wiesn: Interview mit den Almliebe Sisters Sonja & Stefanie Ragaller über die neue Opulenz! Fotos: Wilfried Wulff

Was sind für Euch die wichtigsten Wiesn-Trends?
Es geht ein bisschen weg vom ganz Schlichten, Eintönigen. Es wird schon noch Dirndl mit Schürzen Ton-in-Ton geben. Aber neu ist ein Hauch von Opulenz. Der kann kommen über Schürzen mit aufwändigen Dessins, die an Ornament-Stickereien erinnern. Oder über florale Muster mit dezenten Goldfäden. Auch Prints, die an Pfauenaugen erinnern, haben wir in der Kollektion. Ein neues Almliebe-Dirndl wird statt Schürzenbändern mit einer breiten Borte verschlossen. Opulent sind natürlich auch Materialien wie Samt. Das ging letztes Jahr schon los und wird auch diesen Herbst ein starkes Thema sein. Für die Männer wird es Samt-Gilets geben und Westen im Kutscherstil mit übergroßen Münzknöpfen. Auch Gottseidank bringt für die Mädels große aufwändige Knöpfe in Gold eingefasst. Es darf ruhig wieder ein bisschen extravaganter und auffälliger sein.

Unser neues Dirndl „Wiesn Wunda“ aus der Almliebe Wiesn Kollektion

Spürt man da eine Stimmung, wie sie in den 20er Jahren geherrscht hat? Also was Ausschweifendes, Ausuferndes in wirtschaftlich und auch sonst angespannten Zeiten?
Mode ist ja immer ein Indikator für Stimmungen. Insofern könnte es sein, dass sich die Leute denken, jetzt erst recht. Auch die Tracht reagiert auf solche gesellschaftlichen Strömungen, wenn auch vielleicht nicht so stark wie die Mode. Bei Almliebe achten wir immer auf einen Bezug zum Klassischen, Traditionellen. Kurze Glitzer-Dirndl wird es bei uns nie geben. Aber natürlich greifen wir Themen auf oder lassen uns von modischen Stoffen inspirieren. Ein Hauch von Ethno zum Beispiel oder modische Farben widersprechen nicht der Tradition, die ja immer auch durch die typischen Dirndl-Schnitte sehr präsent ist.

Ein Hauch Ethno, wie bei diesem hochgeschlossenen Dirndl aus unserer Almliebe Wiesn-Kollektion, ist kein Gegensatz zur Tradition.

Das heißt an den Schnitten wird sich heuer nicht viel ändern?
Wir haben wieder vermehrt hochgeschlossene Dirndl in der Kollektion. Weil wir sie zeitgemäß und auch wieder modern finden nach den letzten Jahren, in denen der klassische Ausschnitt in Kombination mit hochgeschlossenen Spitzenblusen dominiert hat. Für unser Modell „Schützen Liesl“ haben wir uns wie oben erwähnt eine neue Schürzen-Variante überlegt mit einer ganz breiten Borte, die man hinten verschließt. Gottseidank war auch sehr innovativ und bringt Dirndl mit leicht angepufftem Halbarm oder Dreiviertelarm.

Gottseidank hat viele neue Dirndl in der Wiesn-Kollektion mit Puffärmeln oder Dreiviertelarm.

Wird dadurch die aufwändige Spitzenbluse in den Hintergrund gedrängt?
Ja könnte man sagen. Das Dirndl steht wieder mehr im Mittelpunkt. Aber so schnell ist ein Trend in der Tracht nicht vorbei. Es gibt nach wie vor wunderschön gearbeitete Spitzenblusen mit klassischem Ausschnitt, hochgeschlossen oder mit V-Ausschnitt. Aber neuer werden schlichtere Modelle wirken mit dezenten Stickereien oder mit neuen Arm-Lösungen wie Trompeten-Ärmel oder angepuffter Schulter.

Das Dirndl rückt wieder in den Mittelpunkt, schlichtere Dirndlblusen mit Trompetenärmel oder Puffärmelchen sind angesagt.

In Eurer Frühjahrs-Kollektion gab es nur Dirndl mit einer 80er-Rocklänge. Ist das längere Midi-Dirndl ein genereller Trend?
Ja auf jeden Fall. Die Standard-Länge war in den letzten Jahren die 70er-Länge, die knapp übers Knie geht. Bei Gottseidank waren die Dirndl mit 75cm schon immer etwas länger. Wir haben im Frühjahr komplett auf 80 umgestellt. Gottseidank jetzt zum Herbst auch. Und auch Kinga Mathe bringt viele Modelle in der neuen Länge.

Bleibt der Farb-Flash vom Frühling oder wird es wieder dunkler?
Die Herbst-Kollektionen kommen immer in gedeckteren Farben und auch schwereren Materialien. Wir haben Samt-Dirndl in Schwarz, Dunkelblau oder einem dunklen Flaschengrün. Aber auch in einem leuchtenden Purple. Und es gibt schon Highlight-Farben wie bei Gottseidank ein schönes Orange-Rot mit Schürze in Türkis.

Die Farben bei den Dirndl sind im Herbst gedeckter. Es gibt aber auch Highlight-Farben wie das Purple bei unserem Wiesn Wunda.

Und was gibt’s bei den Männern Neues?
Es bleibt bei kurzer Lederhose, Hemd, Gilet und Janker. Aber auch da darf‘s manchmal wieder eleganter und auffälliger sein. Da reden wir von Gilets in Samt mit Münzknöpfen oder schwarzen Westen im Kutscherstil mit auffälligen großen Silberknöpfen. Farblich dominiert neben den klassischen Farben Grün und Grau wieder Dunkelblau, ob beim Gilet oder auch beim Janker aus Loden oder leichtem Walk. Die Lederhosen sind heller oder gehen in die Grautöne rein, die Stickereien eher dezent in Oliv oder Grau gehalten oder kommen als Kontrast in ganz starken Gelb- und Grüntönen. Die Ziegenleder-Varianten werden immer ausgefeilter und hochwertiger, besonders von unserem österreichischen Hersteller Ostarrichi, und sind ab 500 Euro zu haben.